Abends die Füße hochlegen, den Fernseher einschalten und entspannen – das ist für viele ein fester Bestandteil des Tagesabends. Doch wer genauer hinschaut, merkt schnell: Das Programm wirkt oft wie eine Dauerschleife. Wiederholungen dominieren die Sendezeiten, und der Anteil an Sendungen, die wirklich Wissen vermitteln oder zur Bildung beitragen, scheint immer geringer zu werden. Was steckt hinter dieser Entwicklung, und welche Folgen hat sie für uns Zuschauer?
Der Kreislauf der Wiederholung
Es ist keine Seltenheit mehr, dass man beim Zappen auf eine Sendung stößt, die man gefühlt schon Dutzende Male gesehen hat. Ob Krimi, Sitcom oder Doku-Soap – die Wiederholung ist zum Standard geworden. Das hat verschiedene Gründe:
- Kostenersparnis: Die Produktion neuer Inhalte ist teuer. Eine Sendung einmal zu produzieren und dann unzählige Male auszustrahlen, ist für Sender wirtschaftlich deutlich attraktiver.
- Sichere Quoten: Altbekannte Formate haben oft eine treue Fangemeinde und garantieren eine gewisse Einschaltquote. Das Risiko, mit neuen, unbekannten Formaten zu scheitern, ist den Sendern oft zu hoch.
- Füllmaterial: Insbesondere in den weniger quotenstarken Randzeiten oder am Wochenende dienen Wiederholungen als bequemes Füllmaterial, um Programmlücken zu schließen.
Diese Strategie mag für die Sender aufgehen, für den Zuschauer bedeutet es jedoch oft Stagnation statt Innovation.
Bildung auf der Strecke?
Parallel zur Zunahme der Wiederholungen scheint auch der Fokus auf Bildung und Wissensvermittlung im linearen Fernsehen abzunehmen. Während es früher feste Slots für anspruchsvolle Dokumentationen, Wissenschaftsmagazine oder kulturelle Sendungen gab, scheinen diese Formate rarer zu werden oder wandern auf Spartensender ab, die ein kleineres Publikum erreichen.
Stattdessen dominieren oft Formate, die auf schnelle Unterhaltung, emotionalen Konsum oder reinen Zeitvertreib abzielen. Das Problem dabei:
- Verpasste Chancen: Das Medium Fernsehen hat ein enormes Potenzial, komplexes Wissen verständlich aufzubereiten und ein breites Publikum zu erreichen. Dieses Potenzial wird oft nicht ausgeschöpft.
- Informationsblase: Wenn die Programmvielfalt schrumpft und Bildungsinhalte seltener werden, kann das dazu führen, dass Zuschauer weniger Zugang zu fundiertem Wissen haben und sich stattdessen nur noch in einem bestimmten Unterhaltungssegment bewegen.
- Gesellschaftliche Auswirkungen: Eine gut informierte und gebildete Gesellschaft ist die Basis für eine funktionierende Demokratie. Wenn das Fernsehen hier seiner Rolle nicht mehr gerecht wird, kann dies langfristige Folgen haben.
Was tun gegen die TV-Monotonie?
Ganz dem Fernseher den Rücken kehren muss man nicht, aber ein bewussterer Konsum ist gefragt:
- Streaming-Dienste nutzen: Plattformen wie Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender oder kommerzielle Streaming-Dienste bieten oft eine riesige Auswahl an Dokumentationen, Bildungsformaten und anspruchsvollen Serien, die on-demand verfügbar sind.
- Gezielt suchen: Informiere dich vorab über das Programm der Nischensender oder von spezialisierten Doku-Kanälen.
- Kritisch bleiben: Hinterfrage die Inhalte und lass dich nicht ausschließlich von seichter Unterhaltung berieseln.
- Das Gespräch suchen: Tausche dich mit anderen über interessante Sendungen aus und empfehle gute Inhalte weiter.
Das lineare Fernsehen mag sich im Wandel befinden, doch die Lust am Wissen und die Neugier auf die Welt bleiben bestehen. Es liegt an uns, die Angebote zu finden, die uns wirklich weiterbringen, und vielleicht auch den Sendern durch unsere Sehgewohnheiten ein Signal zu geben, dass wir mehr als nur Wiederholungen wollen.