Das Studierendenwohnheim-Projekt „Westside“ in Gießen wurde als Leuchtturmprojekt für bezahlbaren und modernen Wohnraum beworben. Mit dem Spatenstich und den ambitionierten Plänen, Hunderten von Studierenden eine neue Heimat zu bieten, schien eine Lösung für die chronische Wohnungsnot greifbar. Doch heute, lange nach dem ursprünglich geplanten Bezugstermin, steht das Millionen-Projekt leer und wird zunehmend zu einem Symbol für eine verfehlte Planung und die Enttäuschung der Studierenden. (…dazu unser Good morning Germany Radio)
Schon in der frühen Phase gab es kritische Stimmen, die die hohen Baukosten und die Standortwahl an der viel befahrenen Lahnstraße hinterfragten. Statt eines ruhigen Lernortes entstand ein Gebäudekomplex, der dem Lärm und den Abgasen der städtischen Hauptverkehrsader ausgesetzt ist. Diese Bedenken wurden jedoch von den Verantwortlichen in den Hintergrund gerückt, zugunsten einer scheinbar idealen, zentralen Lage.
Der wohl gravierendste Kritikpunkt ist jedoch die Diskrepanz zwischen dem Versprechen und der Realität. Obwohl das Gebäude seit geraumer Zeit fertiggestellt ist, steht es ungenutzt da. Dieser unerwartete und andauernde Leerstand konterkariert das ursprüngliche Ziel, die Wohnsituation in Gießen schnell und effektiv zu verbessern. Die teuren Einzelapartments und WG-Zimmer, die dringend benötigt werden, bleiben unbewohnt, während Studierende weiterhin Schwierigkeiten haben, eine geeignete Unterkunft zu finden. Es entsteht der Eindruck, dass das Projekt vorrangig als renditeorientiertes Investment geplant wurde und die tatsächlichen Bedürfnisse der Studierenden in der Umsetzung vernachlässigt wurden.
Die anfängliche Begeisterung über das innovative, autofreie und nachhaltige Konzept weicht nun der Frustration über die verpasste Chance. Das Projekt dient als mahnendes Beispiel dafür, dass eine Vision allein nicht ausreicht. Sie muss von einer verlässlichen und transparenten Planung begleitet werden, die letztlich den Bedürfnissen der Zielgruppe gerecht wird. Der Leerstand des Westside-Projekts ist ein schmerzhafter Beweis dafür, dass zwischen ambitionierten Ankündigungen und der tatsächlichen Umsetzung eine große Lücke klaffen kann.
